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Biertasting an Bord

Im niederländischen Harlingen ging es mit 18 Männern und 3 Frauen an Bord der „Poseidon“. Nach einer Begrüßung mit Sekt, Bier und leckeren Finger-Food wurde das gesamte Gepäck, die Verpflegung und reichlich Bierkisten gemeinsam unter Deck verstaut.

 Über die passende Bierauswahl hatte ich mir schon einige Wochen vorher meine Gedanken gemacht. Hilfreich war dabei ein  „Vortreffen“, bei dem sich einige Teilnehmer des Segeltörns  in Ludgers Restaurant „Essideen“ in Visbek zum Kennenlernen trafen. So konnte ich mir schon einen guten Eindruck von der Gruppenzusammenstellung und evtl. Biervorlieben machen („Bloß kein warmes Bier – alles andere ist uns egal!“)

Bei einigermaßen stürmischen und wechselhaften Wetter ging es zunächst ins Ijsselmeer und nach Makkum, um hier die erste Nacht zu verbringen. Von dort legten wir am Samstag  nach einem leckeren Frühstück ab in Richtung Enkhuizen, einer schönen alten Hafenstadt mit historischem Stadtkern. Ein kalter Wind und immer wieder einsetzende kräftige Regenschauer trieben auch die härtesten Segelfans immer wieder unter Deck. Da ein Teil der Gruppe das Biertasting gar nicht mehr abwarten konnte und bereits gegen Mittag fleißig dem Gerstensaft zugesprochen hatte, wurde das Biertasting kurzerhand vom Abend auf den frühen Nachmittag vorverlegt. Insgesamt hatte ich acht Biere zur Verkostung eingeplant, davon wurden vier Biere vor dem Anlegen und die restlichen vier vor dem Gala-Buffet am Abend verkostet. Geschmackssinn und Aufmerksamkeit hatten so während des Landgangs genügend Zeit, sich zu regenerieren.

 Zum Verkostungsstart hatte ich das „Ratsherrn Pils“ ausgewählt, um mit diesem Bierstil auf die große Biervielfalt aufmerksam zu machen. Viele differenzieren Bier lediglich in die großen bekannten sog. „Fernsehbiere“  („Ich trinke nur Haake-Beck“ oder „Krombacher geht gar nicht“ und „Jever ist mir zu herb“) und sind umso überraschter, wenn ich von gut 150 verschiedenen Bierstilen weltweit berichte.

 

Gleichzeitig informiere ich mit dem Ratsherrn-Bier über den aktuellen Craft-Bier-Trend, der sich vor allen in den Großstädten wie Hamburg oder Berlin immer mehr entwickelt. Interessant ist dabei häufig die Meinung, es handele sich dabei um „Mix-Biere“ oder um „neumodische Biere mit ganz viel Zeug drin“. Aufklärung ist also dringend erforderlich!

 

Weiter ging es danach mit dem „Meerjungfrau-Sauerbier“ der Rügener Brauerei, das die Teilnehmer mit dem angenehmen, leicht säuerlichen und erfrischenden Geschmack überraschte. Lediglich die in Papier eingewickelte Flaschenverpackung fanden einige Männer etwas übertrieben und machten sich tatsächlich Gedanken über die richtige Entsorgung (Altpapier und/oder Leergut??).

 Als drittes Bier hatte ich das „Pale Ale“ von Maisel & Friends ausgewählt (übrigens aktuell in Deutschland als bestes American Pale Ale mit dem World Beer Award 2018 ausgezeichnet). Hopfen als wichtige Bierzutat sowie der Unterschied zwischen Bitter- und Aromahopfen waren zu diesem leckeren Bier das Hauptthema.

 Der „Matrosenschluck“ von Ratsherrn passte natürlich schon alleine wegen des Namens wunderbar für das Biertasting an Bord. Das Weizen-IPA fand allerdings geschmacklich nicht sehr viele neue Fans. Zu groß war dann doch der Unterschied zum bekannten Pils-Geschmack.

 

Das Interesse und auch die Neugierde an Biergeschichten nahm im Laufe der Verkostung immer mehr zu. Mir macht es dabei großen Spaß, mit unterhaltsamen Fakten über Bier zu überraschen und für erstaunte Blicke zu sorgen. Da ich auch immer möglichst lustige und auch skurrile Anekdoten bei meinen Erklärungen einbaue, bleiben diese erfahrungsgemäß häufig besser im Gedächtnis als komplizierte fachliche Details und sorgen nebenbei natürlich auch für viel Spaß und gute Stimmung.

 

Nach einer gut dreistündigen kleinen Pause, bei der sich viele in dem hübschen Städtchen Enkhuizen aufhielten, ging es mit der Verkostung weiter. Die Vorfreude auf das angekündigte Gala-Buffet am Abend war in der Gruppe schon deutlich spürbar. Also ging es schnell weiter mit den nächsten vier Bieren: zunächst ein „Störtebeker Arctic Ale“ mit Informationen über Eisbock- und Bockbiere sowie zu den Störtebeker-Bieren, die man übrigens auch in der Hamburger Elbphilharmonie verkosten kann. Für viele eine interessante Information, die man sich für die nächsten Hamburg-Besuche merken wollte.

Natürlich darf bei meinen Bierverkostungen auch ein belgisches Trappistenbier nicht fehlen. Ich hatte mich dieses Mal für das La Trappe „Trippel“ entschieden und die Gruppe erfreute sich an dem 8 % Alk. Volumen dieses kräftigen Bieres sowie  über Geschichten von bierbrauende Mönche im Mittelalter.

 

Mit dem „Alt-Kanzler“-Rauchbier von Wildwuchs hatte ich bewusst einen recht extremen Bierstil gewählt, der überraschenderweise tatsächlich bei einigen Teilnehmern recht gut an kam. Vielleicht lag es aber auch daran, dass es bereits das siebte Bier war….?

 

Zum Schluss verkosteten wir ein „Porter“ der Bremer Union Brauerei. Da ich diese Brauerei in Bremen-Walle schon einmal anlässlich einer Brauereiführung mit Verkostung besucht hatte, konnte ich hierüber berichten und den Bierstil Porter näher erklären.

 Zwischenzeitlich hatte Ludger das Buffet fertig vorbereitet und wir ließen uns das köstliche Essen mit großem Genuss schmecken. Zum Abschluss gab es Rum und wer sich traute, durfte auch eine dicke Zigarre an Deck rauchen. Was für ein Spaß!

 

Am Sonntag strahlte die Sonne vom Himmel und es herrschte eine wunderschön ruhige maritime Stimmung an Bord. Bis zum Eintreffen im Heimathafen am späten Nachmittag waren alle an Deck, genossen das schöne Wetter, die gute Stimmung und die anregenden und auch lustigen Gespräche.

Nach dem Anlegen und gemeinsamen Ausladen der „Poseidon“ hieß es Abschied nehmen. Neue Bekanntschaften waren geschlossen worden und nach herzlichen Verabschiedungen traten alle äußerst zufrieden die Heimreise an.

 

Für mich persönlich war der Segeltörn ein unglaublich tolles Erlebnis: die „Poseidon“ hat mich mit ihrer recht komfortablen Ausstattung überrascht (in meiner kleinen gemütlichen Kajüte hab ich mich richtig wohl gefühlt). Ludgers überragendes leckeres Essen, Wind, Sonne und das Meer sowie die Begegnungen und Gespräche mit interessanten und netten Menschen – all das hab ich sehr genossen. Fazit: Der Segeltörn mit Biertasting war eine absolut gelungene „GenussZeit“ und ich bin gern beim nächsten Mal wieder mit an Bord!